Was belastet welches Tier wie?

Wenn Tierversuche durchgeführt werden müssen, sollten die dazugehörenden Belastungen für die Tiere möglichst minimiert werden. Doch was belastet ein Tier wie? „Diese Frage zu beantworten ist Ziel von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der MHH und sieben weiteren Einrichtungen im neuen Verbund ‚Belastungseinschätzung in der tierexperimentellen Forschung‘“, sagt der Leiter des Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums, Professor André Bleich, PhD. Aus der MHH sind auch die Klinik für Neurochirurgie und das Institut für Molekulare und Translationale Therapiestrategien beteiligt. Sprecher sind Professor Bleich und Professor Dr. René Tolba von der Uniklinik RWTH Aachen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt Gruppe für die kommenden drei Jahre mit rund sechs Millionen Euro, von denen die MHH rund zwei Millionen Euro erhält.

„Derzeit fehlen wissenschaftlich begründete Parameter und Methoden, mit denen Belastungen wie Stress und Schmerz gemessen werden können, denen Tiere in einem Versuch ausgesetzt sind. Das beeinflusst ethische Fragen und die Qualität von Tierversuchsdaten“, sagt Professor Bleich. „Wir verbessern verschiedene objektive Methoden und Techniken, erarbeiten neue und kombinieren diese, um eine Skala zur Standardisierung erstellen zu können.“ Die Ergebnisse sollen den Belastungs-Schweregraden der Richtlinie des Europäischen Parlaments zum Schutz für Versuchstiere korrelierbar sein und Wissenschaftlern, Behörden und Gutachtern zur Verfügung gestellt werden.

Um festzustellen, wie es Tieren während eines Versuchs geht, können beispielsweise Aktivität und Körpertemperatur mit Infrarot- Kameras überwacht, die Herzschlagrate per Telemetrie festgestellt oder Veränderungen im Gehirn per moderner Bildgebung festgestellt werden. „Daran, wie intensiv eine Maus das Laufrad nutzt, können wir beispielsweise erkennen, wie gestresst sie ist“, erläutert Professor Bleich. Die Körpertemperatur von Mäusen kann sich bei Belastung der Tiere ändern und auch mit der Magnetresonanztomographie können neurologische Muster im Gehirn der Tiere erfasst werden, mit denen Belastungen beurteilt werden können. bb

(Quelle: Pressestelle/MHH, 03.2017)